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WALDEINSAMKEIT (Gedicht)

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WALDEINSAMKEIT

Ich hab in meinen Jugendtagen
wohl auf dem Haupt einen Kranz
getragen;

die Blumen glänzten wunderbar,
ein Zauber in dem Kranze war.

Der schöne Kranz gefiel wohl allen,
doch der ihn trug, hat manchem
mißfallen;
ich floh den gelben Menschenneid,
ich floh in die grüne Waldeinsamkeit.

Im Wald, im Wald! Da konnt ich führen
ein freies Leben mit Geistern und Tieren;
Feen und Hochwild von stolzem Geweih,
sie nahten sich mir ganz ohne Scheu.

Sie nahten sich mir ganz ohne Zagnis,
sie wußten, das sei kein schreckliches Wagnis;
daß ich kein Jäger, wußte das Reh,
daß ich kein Vernunftmensch, wußte die Fee.

 

~ Heinrich Heine
Kunst:"Ophelia" (1894), von John William Waterhouse

 

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